Seit vielen Jahren leisten unsere Gemeinden für Familien, welche Aids-Waisen aufgenommen haben, bzw. von Aidserkrankung betroffen sind, regelmäßig finanzielle Unterstützung.
Auch für die diesjährige Reise hatten wir uns im Vorfeld vorgenommen, die Aids-Problematik wieder in unser Programm auf zu nehmen.
Durch Besuche und Gespräche im häuslichen Umfeld wollten wir auf einer sehr persönlichen Ebene den Kontakt zu den Betroffenen suchen bzw. vertiefen und einen Eindruck von ihren Lebensumständen bekommen.
Diese Besuche, sowohl in Dembi Dollo als auch in Chanka, wurden durch die Sozialarbeiterin des Aidswaisen – Projektes bzw. einen Verwaltungsmitarbeiter. Es war sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit es Kirchenkreises und den neuen Pfarrer von Chanka gut vorbereitet und mit den Betroffenen vorbesprochen. Um die Situation so persönlich wie möglich zu gestalten und Barrieren so gering wie möglich zu halten, besuchten wir die Betroffenen zu zweit unter Begleitung von einem der oben genannten Ortskundigen, welche natürlich meist auch übersetzen mussten.
Es war sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit es Kirchenkreise und der neue Pfarrer von Chanka die Besuche gut vorbereitet und mit den Betroffenen vorbesprochen hatten. Um die Situation so persönlich wie möglich zu gestalten und Barrieren so gering wie möglich zu halten, besuchten wir die Betroffenen zu zweit unter Begleitung von einem der oben genannten Ortskundigen, welche natürlich meist auch übersetzen mussten.
Bei unseren Begleitern, die die zum Teil sehr schlammigen und langen Wege zu den Kranken, Hilfsbedürftigen und Armen kannten und die Mühe auf sich nahmen, uns dorthin zu führen, wurde sehr deutlich, dass sie eine tiefe Kenntnis der persönlichen Schicksale und aktuellen Probleme eines jeden einzelnen Betroffenen hatten und wirklich daran interessiert waren, Hilfe zu organisieren, wo es sinnvoll und möglich ist.
Bei unseren Besuchen bekamen wir Einblicke in sehr unterschiedliche Schicksale: z.B. von einer Erfolgsgeschichte, wo durch die regelmäßige finanzielle Unterstützung ein älterer Bruder für seine jüngeren Geschwister sorgen kann, deren Schulbesuch finanzieren kann und eine Art Augenklinik aufbauen konnte; über einen Großvater, welcher seinen Enkel großzieht und einen kleinen Laden betreibt; oder eine junge erkrankte Mutter, welche Plastikschuhe auf dem Markt verkauft, wenn es ihr Gesundheitszustand erlaubt; bis hin zu einer Mutter, die ihre Tochter zur weit entfernten Oma geben musste; oder einer Mutter, welche durch eine weitere chronische Erkrankung sehr geschwächt und bettlägerig war und kein Geld für eine dringend notwendige Operation und den Krankenhausaufenthalt hatte.
In allen Hütten wurde unser Besuch erwartet. Immer wurde eine große Dankbarkeit für unser Interesse und die Unterstützung, die das Überleben sichere, bekundet. Manchmal wurde eine ängstliche Verunsicherung darüber geäußert, ob die Unterstützung wohl noch weiter gehen wird. Fast immer war die Kontaktaufnahme zurückhaltend und schüchtern, manchmal lockerte sich die Atmosphäre und es stellte sich ein Gefühl von Verbundenheit, fast Vertrautheit ein.
Diese Hausbesuche ermöglichten uns sehr bewegende Begegnungen und ein besseres Einfühlen in eine ganz andere Lebenswelt.
Die Erkenntnis über den massiven Kontrast zwischen unserem abgesicherten Leben und dem hohen Niveau unserer Bedürfnisse einerseits und den meist zum Überleben grundlegend notwendigen Bedürfnissen dieser Menschen und mit wie wenig sie in ihrem Alltag scheinbar zufrieden sind, war praktisch greifbar.
Ein Gefühl von tiefer Betroffenheit, auch Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit darüber, dass schwere Schicksale oft nur mit einem ‚Tropfen auf einen heißen Stein‘ gemildert werden können, bleibt zurück. Als Hoffnung und Trost bleibt oft ‚nur‘, sich Zeit zu nehmen und im persönlichen Kontakt Anteil am Schicksal des anderen zu nehmen.
Christine Polze-Frischkorn