Foto: Christina Berger

Unsere Kirche – Unser Ort

Als Theodor Fontane etwa um 1880 auf seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ nach Schmöckwitz kam, empfand er den Ort als „öd und ärmlich“ und die Kirche als „niederdrückend, verstaubt und armselig“. Sein Urteil dürfte heute sowohl für den Ort als vor allem auch für die Kirche mit ihrem hellen, freundlichen und einladenden Aussehen doch sehr anders ausfallen. Aber es wird Zeiten gegeben haben, in denen sein Eindruck der Ärmlichkeit und Armseligkeit berechtigt war – für beide. Denn:

Ortsgeschichte ist immer wieder auch Kirchengeschichte,
Kirchengeschichte ist immer gleichzeitig Ortsgeschichte.

Bei der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes „smekewitz“ ist von einer Kirche noch keine Rede. „Schlangen – oder Drachenort“ bedeutet der Name. 15 Häuser, Fischfang, Bienenzucht, eine „taberna“ – ein Gasthof. So steht es 1375 im Landbuch Kaiser Karl IV. Wir wissen nicht, seit wann es eine christliche Gemeinde in dem kleinen Fischerdorf gab, dessen Besiedlung bis auf die Mittlere Steinzeit zurückgeht. Eine Insel ist es – wahrscheinlich bis etwa in die Mitte des 18.Jahrhunderts.Die erste Nachricht von einer „Capella Schmekwitz“ stammt aus dem Jahr 1527. Dieser Bau und zwei weitere Holzkirchen sind abgebrannt – im Dreißigjährigen Krieg, in dem fast das ganze Dorf abbrannte, die nächste bei einer großen Feuersbrunst 1734. Und die schon im nächsten Jahr neu gebaute Kirche war bereits 1770 wieder baufällig.

Erst 1799 konnte man sich eine steinerne und haltbarere Kirche leisten – sie steht bis heute.

Damals hat Schmöckwitz 115 Einwohner, erste Siedler waren bereits nach Rauchfangswerder gekommen und südlich des Dorfes legt ein Kolonist ein Bauerngut an, das er nach dem Namen seiner Frau benennt: Karolinenhof. Fischer aus Schmöckwitz betreiben dort auf Kossätenstellen eine kleine Landwirtschaft, um ihr spärliches Einkommen aufzubessern.

In der Kirche erinnert der Kronleuchter an die Zeit der Befreiungskriege 1813 – 1815 und bewahrt das Andenken an die Schmöckwitzer Bürger, die dabei ihr Leben ließen.

Als zu Beginn des 20.Jahrhunderts begüterte Menschen vom Stadtrand an die Peripherie ziehen, wird Karolinenhof parzelliert und als Villenkolonie ausgebaut. Der Wassersport erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Arme Fischer entwickeln sich zu  Bootshausbesitzern mit bescheidenem Wohlstand. Die Schmöckwitzer fordern eine „Uferbahn“ und finanzieren sie weitgehend selbst. Ab 1912 fährt sie zwischen Schmöckwitz und dem damaligen „Staatsbahnhof Grünau“, von dem man dann Anschluss nach Berlin hatte. Und noch heute gehört diese Strecke entlang dem Langen See zu den schönsten Straßenbahnstrecken Berlins.

Nach dem 1.Weltkrieg vergrößert sich der Ort noch einmal: am nördlichen Rand von Eichwalde entstehen 2 Siedlungen – die eine – heute zu Eichwalde gehörig – für Mitarbeiter der AEG, eine zweite auf Schmöckwitzer Gebiet  vom „Christlichen Verein junger Männer“ für christliche Familien.

1920: ein Denkmal vor der Kirche, entworfen von dem Bildhauer Hengstenberg und dem Karolinenhofer Kunstformer Saake in Sandstein ausgeführt, erinnert an die im 1.Weltkrieg im Ausland ums Leben gekommenen Soldaten aus Schmöckwitz. Nach der Restaurierung im Jahr 2012 hat die Kirchengemeinde es allen Opfern von Krieg, Vertreibung und Gewaltherrschaft gewidmet.

Im gleichen Jahr 1920 werden Schmöckwitz, Karolinenhof und Rauchfangswerder nach Groß-Berlin eingemeindet, obwohl der Ortsvorsteher nicht versteht, wie man sein „Örtchen mit 360 Seelen“ für einen Teil Berlins halten kann und er nur Nachteile dabei sieht.

Veränderungen im Ort – Veränderungen auch in der Gemeinde und der Kirche.

1911 fügt Alexander Schuke aus Potsdam eine Orgel in die Kirche ein, dafür muss der Mittelteil der Kirchendecke angehoben werden, 1982 baut die Firma Schuke die Orgel noch einmal neu auf. Wir freuen uns, dass sie regelmäßig zu den Gottesdiensten und bei vielen Konzerten im Sommerhalbjahr erklingt.

Im Krieg waren die Bronze-Glocken der Kirche – wie die vieler anderer Kirchen – konfisziert und für Rüstungszwecke eingeschmolzen worden. Zu Weihnachten 1925 können 3 Stahl – Glocken wieder aufgehängt und geweiht werden.

Und 1937 werden die ursprünglichen einfachen Glasfenster des klassizistischen Kirchenraumes durch farbige Fenster mit Motiven von Fischern und Bauern im Geschmack der damaligen Zeit ersetzt – ein Stilbruch, aber sie sind den Schmöckwitzern lieb geworden.

Das kleine Fenster über der Seitentür – ein Marienbild in warmen, kräftigen Farben – kommt wohl aus Italien und ist ein Geschenk an die Kirchengemeinde.

Die Schmöckwitzer haben sich also immer wieder um ihre Kirche gekümmert, einen eigenen Pfarrer können sie sich lange nicht leisten. Sie gehören im Laufe der Zeit zu verschiedenen Gemeinden.  Am Ende des 19.Jahrhunderts wird aus dem von Schmöckwitz verwalteten Gut Radeland der Ort Eichwalde gegründet. Die sehr bald dort entstehende Kirchengemeinde bleibt mit der Schmöckwitzer Gemeinde durch einen gemeinsamen Pfarrer eng verbunden, auch als sie 1908 eine eigene Kirche baut und als Schmöckwitz dann zu Berlin kommt. Erst 1942 werden beide Gemeinden eigenständig, Schmöckwitz bekommt zum ersten Mal einen eigenen Pfarrer. Gleich nach dem Krieg kann ein evangelischer Kindergarten eröffnet werden.

Der 2.Weltkrieg hinterlässt seine Spuren – Familien verlieren Väter, Söhne, Brüder. Bei einem Bombenangriff am 24.Dezember 1943 kommen 29 Menschen, vor allem Frauen und Kinder aus der Schmöckwitzer Siedlung ums Leben, sie werden in Grünau und Eichwalde beerdigt. Eine Bronzetafel vor unserer Kirche erinnert an diejenigen, die während des Krieges noch auf dem Friedhof rund um die Kirche bestattet wurden. Und sie erinnert auch an die Toten aus Schmöckwitz und Karolinenhof, die am Ende des Krieges und kurz danach umkamen oder sich das Leben nahmen, weil sie selbst Schuld auf sich geladen hatten oder Angst hatten, Folgen dieses verbrecherischen Krieges selbst erleiden zu müssen.109 Tote  werden damals – 1945/46 – auf einem Notfriedhof im Waldgebiet zwischen Schmöckwitz und Karolinenhof bestattet, weil der Friedhof um die Kirche nicht mehr belegt werden durfte und  Transportmöglichkeiten zu anderen Friedhöfen fehlten. Dieser Notfriedhof ist versunken und kaum noch zu erkennen, der jahrhundertealte Friedhof um die Kirche herum wird 1977 aufgelassen und geräumt. Ein alter Stein und ein aus Süddeutschland stammendes schmiedeeisernes Grabkreuz aus dem 17.Jahrhundert vor der Kirche erinnern noch daran, dass Menschen hier ihre letzte Ruhe fanden.

Die Kirche erlebt in den Jahren nach dem Krieg grundlegende Renovierungen, denen sie ihr jetziges helles, freundliches Aussehen und ihre anheimelnde Atmosphäre verdankt.

Schon in den 50-er Jahren erhält sie ein schlichtes Lesepult und ein Taufbecken von dem bekannten Kunstschmied Fritz Kühn. Eine Steintafel erinnert an die 40jährige Partnerschaft mit der niederländischen Gemeinde aus Wassenaar, ein Bild in einem der Fenster an die langjährige Verbindung mit der Emmaus-Gemeinde in Hamburg.

Nach der Wiedervereinigung 1990 ändern sich Ort und Gemeinde noch einmal. Menschen aus anderen Gebieten Deutschlands ziehen zunehmend hier her, fast 4.500 Einwohner hat Schmöckwitz mit allen Ortsteilen jetzt.  Die Kirchengemeinde knüpft an die alte Tradition der Gemeinsamkeit mit Eichwalde an und bildet, noch erweitert um die Gemeinde Zeuthen – Miersdorf, einen Sprengel mit einer gemeinsamen Pfarrstelle.

 Und noch immer ist die alte Dorfkirche mit den sonntäglichen Gottesdiensten, mit Trauungen oder Trauerfeiern und mit Konzerten zugunsten von Hilfsprojekten der Mittelpunkt einer weiterhin kleinen, aber sehr lebendigen und aktiven Gemeinde.

Der Ortsverein Schmöckwitz hat Broschüren zur Geschichte des Ortes herausgegeben, von denen zwei in besonderer Weise auch die Geschichte der Kirche und Gemeinde betreffen:

Schmöckwitzer Blätter Nr.2,  Wolfgang Stadthaus, Versunkene Friedhöfe in Karolinenhof und Schmöckwitz , edition winterwork (ISBN  978-3-86468-890-4);
Schmöckwitzer Blätter Nr.3, Wolfgang Stadthaus, Karl Lützow – Leben und Wirken für Schmöckwitz und Eichwalde, edition winterwork (ISBN 9078-3-96014-290-4)

Beide  Broschüren sind über den Ortsverein Schmöckwitz oder die Kirchengemeinde erhältlich.